«Unser Kanton engagiert sich sehr aktiv in der Innovationsförderung»

Oktober 2019

Martin Stricker ist Standortförderer des Kantons Basel-Stadt. Ihn erfüllt es mit Stolz, dass Basel-Stadt im aktuellen kantonalen Wettbewerbsindikator der UBS auf Rang zwei und punkto Innovation auf dem ersten Rang liegt.

Herr Stricker, mit welchen Vorzügen werben Sie für den Wirtschaftsstandort Kanton Basel-Stadt?
Natürlich mit der einmaligen Lage am Dreiländereck und der hohen Lebensqualität. Aber vor allem ist Basel eine sehr dynamische Wirtschaftsregion mit starkem Wachstum, einer hohen Innovationskraft und dem damit verbundenen Talentpool. Im aktuellen kantonalen Wettbewerbsindikator der UBS liegt Basel-Stadt auf Rang zwei und punkto Innovation sogar auf dem ersten Rang.

Auf Ihrer Homepage ist zu lesen, dass der Kanton Basel-Stadt einen aktiven Beitrag leistet, damit die ansässigen Unternehmen eine höhere Wertschöpfung erzielen. Was heisst das konkret?
Wir unterstützen Firmen bei individuellen Fragestellungen, sei es bei Anliegen an die kantonale Verwaltung wie Arbeitsbewilligungen oder bei der Immobiliensuche. Dafür ist der persönliche Kontakt und Austausch unserer Branchenverantwortlichen mit den Firmen sehr wichtig. Aber wir arbeiten auch strukturell für optimale Rahmenbedingungen, beispielsweise bei der Wirtschaftsflächenentwicklung.

«Momentan haben wir bei Büroflächen die niedrigste Angebotsquote der Schweiz.»

Die Standortförderung setzt sich dafür ein, dass Unternehmen optimale Bedingungen vorfinden. Mit dieser Aussage buhlen auch andere Kantone. Wie hebt sich der Kanton Basel-Stadt von der Konkurrenz ab?
Zum Beispiel engagiert sich der Kanton sehr aktiv in der Innovationsförderung. Mit dem Technologiepark Basel, welcher Büro- und Laborflächen für Jungunternehmen anbietet, haben wir ein erfolgreiches Angebot geschaffen, das zusammen mit den hier ansässigen Hochschulen und Forschungsinstituten ein attraktives Ökosystem für Startups bildet.

Sie gilt auch als Vermittlerin im Immobilienbereich. Wer sind Ihre Kunden und woher stammen sie?
Die meisten Anfragen kommen von hier ansässigen Firmen, die Fläche zum Expandieren suchen oder neue Arbeitsformen implementieren wollen. Es gibt aber auch Neuansiedlungen von internationalen Firmen, zum Beispiel aus Nordamerika oder Asien. Diese werden dann von der regionalen Standortpromotion BaselArea.swiss unterstützt.

Der Kanton Basel-Stadt ist bestrebt, dass Flächen in einem der Nachfrage entsprechenden Mass und in der gewünschten Qualität zur Verfügung stehen. Das heisst?
Man muss sich vorstellen, dass eine Firma zur Wahl eines neuen Standortes eine Auswahl von möglichen Optionen benötigt – die meisten Menschen schauen sich bei der Suche nach einem neuen Wohnort auch nicht nur eine Wohnung an. Für uns heisst das, dass man im besten Fall mehrere Flächen zur Verfügung hat, die aufgrund ihrer unterschiedlichen Grösse und Lage für verschiedene Tätigkeiten und Firmen interessant sind.

Wie beurteilen Sie den Geschäftsimmobilienmarkt im Kanton Basel-Stadt?
Momentan haben wir im Bereich Büroflächen die niedrigste Angebotsquote der ganzen Schweiz. Gleichzeitig gab es in den letzten Jahren eine konstant hohe Nachfrage – insbesondere nach Laborflächen. Wir sind aber optimistisch, dass bald weitere, sehr interessante Flächen für wirtschaftliche Tätigkeiten verfügbar werden. Für Investoren bieten sich aufgrund der Nachfrage spannende Perspektiven, und wir zählen darauf, dass auch im Bereich der Miet-Laborflächen eine höhere Angebotsdynamik entsteht.

In Basel und Umgebung sind viele Arealentwicklungen im Gange. «Volta-Nord», «Dreispitz», «Klybeckplus», das «Areal Wolf» oder das «Stücki-Areal», um nur einige Beispiele zu nennen. Wie profitiert die Standortförderung Basel-Stadt von diesen Mega-Projekten?
Alle diese Areale sind historisch Wirtschaftsflächen, die nun in neue Nutzungsstrukturen überführt werden. Da gilt es, die richtige Strategie für die zukünftige Ausrichtung des Wirtschaftsstandorts Basel und einen gesunden Mix aus verschiedenen Nutzungen zu finden. Basel-Stadt möchte bis 2035 Raum für rund 20’000 neue EinwohnerInnen und für 30’000 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Ohne diese Entwicklungsareale ist das nicht zu schaffen.

Die Region Basel gilt weltweit als führender Life Sciences Cluster. Liegt das hauptsächlich an den beiden Unternehmen Roche und Novartis?
Natürlich sind die beiden Firmen sehr wichtig für unseren Standort. Es gibt aber auch viele weitere wichtige Firmen im Bereich Life Sciences, wie zum Beispiel Lonza, Bayer, Syngenta oder Straumann, die zum Teil stark wachsen. Zum Cluster, das sie ansprechen, gehören aber auch die vielen Startups, KMU, Hochschulen und Forschungsinstitute. Insgesamt sind über 700 Life Sciences Firmen in der Region aktiv, das Wachstum ist also breit abgestützt.

«Der EuroAirport ist dank vieler Direktverbindungen enorm wichtig.»

Wie stark profitierte der Kanton Basel-Stadt vom «Switzerland Innovation Park Basel Area»?
Der Switzerland Innovation Park mit seinen Standorten in Allschwil, Basel und Delémont ist ein wichtiges Element in der vorher erwähnten Innovationslandschaft und ein Symbol für die regionale Zusammenarbeit. Er eröffnet dem Life Sciences Cluster neue Möglichkeiten.

In welchen Bereichen sehen Sie die grössten Herausforderungen?
Momentan haben wir eine hohe Nachfrage nach Laborräumlichkeiten, die kurzfristig nicht genügend gedeckt werden kann. Dabei wäre es wichtig, den vielen erfolgreichen Startups Expansionsflächen zur Verfügung zu stellen. Hier sind die Investoren gefragt!

«Eine gewisse Konkurrenz liegt im Interesse der Unternehmen.»

Der Wirtschaftsstandort Basel grenzt sowohl an Deutschland als auch an Frankreich. Wie stark steht die Standortförderung Kanton Basel-Stadt in Konkurrenz mit diesen zwei Nachbarländern?
Bei den wertschöpfungsstarken Unternehmen nehmen wir eher den Standortwettbewerb mit anderen Kantonen und mit «Hot Spots» im Ausland wahr. Anders sieht es im Detailhandel aus – da sind die Grenzlage, der Wechselkurs und vor allem der Onlinehandel ernsthafte Herausforderungen.

Für viele internationale Unternehmen stehen bei einer Ansiedlung Steuervorteile im Vordergrund. Wie überzeugen Sie Firmen, ihr Headquarter in der Region Basel-Stadt anzusiedeln?
Basel bietet nach der Annahme der STAF auf kantonaler und Bundesebene rückwirkend per Anfang 2019 einen attraktiven Gewinnsteuersatz von dreizehn Prozent und damit eine grosse Planungs- und Rechtssicherheit für Unternehmen. Diese schätzen zudem die hohe Verfügbarkeit von Fachkräften und Talenten. Da profitiert Basel von der Personenfreizügigkeit und von rund 35’000 qualifizierten Grenzgängern und Grenzgängerinnen aus Deutschland und Frankreich.

Welche Rolle spielt für die Standortförderung Basel-Stadt der nahe EuroAirport Basel Mulhouse?
Der EuroAirport ist dank vieler Direktverbindungen und Zubringerflügen zu den Hubs enorm wichtig für die Region – nicht nur für den Personentransport, sondern auch als Logistikdrehscheibe. Der Flughafen ist beispielsweise sehr stark auf die anspruchsvolle Logistik von Pharmaprodukten spezialisiert. Das ist ein wichtiges Argument für viele Firmen der Region.

Worin sehen Sie die wichtigsten Unterschiede zwischen dem Standort Kanton Basel-Stadt und anderen Wirtschaftsstandorten der Schweiz?
Durch die spezielle Lage an zwei Landesgrenzen und dem Rhein ist Basel die Logistikdrehscheibe der Schweiz und von Natur aus sehr international ausgerichtet. Daneben bietet die Region eine einzigartige Innovationslandschaft, vor allem im Bereich der Life Sciences, und eine beeindruckende Konzentration an Versicherungsgesellschaften. Zudem geht oft vergessen, dass – ein Unikum in der Schweiz – Kantons- und Stadtbehörden identisch sind. Das macht uns als Partner der Unternehmen handlungsfähig und agil.

Auch der Kanton Basel-Landschaft ist ein Wirtschafts-, Innovations- und Bildungsstandort mit Schwerpunkt Life Sciences. Wie stark konkurrenzieren sich diese beiden Kantone?
Eine gewisse Konkurrenz und ein gutschweizerischer Ideenwettbewerb liegen sicher im Interesse der Unternehmen. Gleichzeitig arbeiten wir aber in wichtigen Projekten und Institutionen auch sehr eng zusammen, übrigens meist zu dritt mit dem Kanton Jura. Auf der persönlichen Ebene sind die Kontakte gut. Wir kennen und schätzen uns – trotz der Kantonsgrenzen.

Wie und wo macht die Standortförderung Kanton Basel-Stadt auf ihre Wirtschaftsregion aufmerksam?
Wir sind an vielen Anlässen zum Thema Wirtschaftsentwicklung in der Region präsent und organisieren und unterstützen selber auch wichtige Veranstaltungen zur Vernetzung wie etwa das Swiss Innovation Forum im November oder den kürzlich durchgeführten Digitaltag. Im Ausland vertritt die BaselArea.swiss unseren Standort.

Was wünschen Sie dem Standort Basel?
Dass er sich weiter so positiv entwickelt wie in den vergangenen Jahren und wir weiter Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass sich neben den Grossfirmen auch Startups und KMU am Standort Basel positiv entwickeln können. ■

www.awa.bs.ch/standortfoerderung

Wirtschaftsflächenportfolio Basel-Stadt auch digital

Das «Wirtschaftsflächenportfolio Kanton Basel-Stadt» bietet eine Übersicht über neu entstehende Wirtschaftsflächen im Kanton Basel-Stadt. Damit wird Unternehmen ermöglicht, sich aktuell über neue und zukünftig entstehende Flächenangebote sowie Investitionsmöglichkeiten in Geschäftsimmobilien zu informieren. Das Wirtschaftsflächenportfolio ist eine Dienstleistung der Standortförderung Basel-Stadt und wird ständig aktualisiert und ergänzt. www.wirtschaftsflaechen-basel-stadt.ch

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