Erholung trotz Lärmbelastung

Urbane Grünflächen wirken nicht nur kurzfristig entspannend, sondern reduzieren auch nachhaltig den körperlichen und mentalen Stress der Stadtbevölkerung. Ein entscheidender Faktor für die Zukunft gesunder Städte.
Städte wachsen, der Lärmpegel steigt und gleichzeitig schrumpfen die natürlichen Erholungsräume. Eine umfassende Untersuchung der Empa und der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft belegt nun erstmals für die Schweiz, wie entscheidend begrünte Umgebungen für die Stressbewältigung in lärmbelasteten Städten sind. Körperliche und mentale Erholungsprozesse werden durch den Zugang zu Grünflächen deutlich gefördert, und dieser Effekt ist sogar langfristig messbar.
Virtuelle Realitäten belegen reale Wirkung
Im Auralab der Empa tauchten Probandinnen und Probanden mithilfe virtueller Realität in verschiedene Umgebungen ein, von ruhigen Stadtlandschaften bis hin zu naturnahen Szenarien. Nach einer gezielten Stressphase, ausgelöst durch kognitive Aufgaben unter Verkehrslärm, zeigte sich ein klarer Trend. Natürliche Klanglandschaften wie Wälder oder Seen senkten den physiologischen Stress stärker als urbane Kulissen. Schweissproduktion an den Fingern und Kortisolkonzentrationen im Speichel belegten die Wirkung auf den Körper eindeutig.
Langzeitstudie bestätigt nachhaltige Erholung
Die Erkenntnisse aus dem Labor bestätigten sich auch in der Feldforschung. In einer Studie mit über 230 Teilnehmenden in Zürich zeigte sich, dass Grünräume in der Nachbarschaft den chronischen Stresspegel senken. Haarproben belegten eine niedrigere Konzentration des Stresshormons Kortisol bei Personen, die in begrünten und ruhigeren Umgebungen leben. Selbst moderat begrünte Stadträume können damit einen wesentlichen Beitrag zur langfristigen Stressbewältigung leisten.
Wegweiser für gesunde Städte der Zukunft
Das RESTORE-Projekt («Restorative green spaces in noise-polluted areas») fasst die Ergebnisse der vier Teilstudien zusammen und liefert wichtige Grundlagen für Politik, Stadtplanung und Gesundheitsschutz. Insbesondere sollen die Erkenntnisse Einfluss auf die Weiterentwicklung der schweizerischen Lärmgesetzgebung sowie die Raum- und Umweltplanung nehmen. In einer Zeit, in der drei Viertel der europäischen Stadtbevölkerung von Lärmbelastung betroffen sind, eröffnet die Integration von Grünräumen neue Perspektiven für eine resiliente, lebenswerte urbane Zukunft.