Politischen Fahrplan zur Klimaneutralität der Schweiz
Die Schweiz kann ihre CO₂-Emissionen bis 2050 auf netto null senken, wenn zentrale Weichen in den kommenden zehn Jahren gestellt werden. Der Abschlussbericht des vom Paul Scherrer Institut und der Universität Piräus geleiteten Projekts POLIZERO macht dies deutlich. Die Analyse empfiehlt eine Kombination aus Subventionen, regulatorischen Vorgaben und engerer EU-Koordinierung.
Der Abschlussbericht von POLIZERO nimmt die Schweizer Klimapolitik mit ungewohnter Klarheit ins Visier. Die nächsten zehn Jahre sind entscheidend für Wirtschaft, Energieversorgung und Gesellschaft. Das Forschungsteam modellierte zahlreiche Pfade. Der Ausstieg aus fossilen Technologien, eine massive Ausweitung von Fernwärme und Solarkapazitäten sowie die zügige Einführung von Elektromobilität bilden das Fundament für das Netto-Null-Ziel.
Ein Blick nach Europa zeigt, dass gerade in unsicheren Zeiten eine gezielte Harmonisierung mit EU-Standards zum Erfolgsfaktor werden. Besonders die Integration in einen gemeinsamen Energiemarkt und abgestimmte Vorschriften stärken die Versorgungssicherheit und beschleunigen Innovationen.
Von der Strategie zur Skalierung
Das Fenster für einschneidende Weichenstellungen schliesst sich. Ab 2035 verschiebt sich der Fokus auf das Hochskalieren klimafreundlicher Technologien. Modellrechnungen belegen, dass Wind- und Bioenergie, synthetische Kraftstoffe sowie CO₂-Abscheidung aus Industrie und Abfall ins Zentrum rücken. Durch Investitionen und verpflichtende Vorgaben, etwa für den Ersatz alter Heizsysteme, kann die Schweiz ihre Abhängigkeit von Energieimporten im Winter verringern und gleichzeitig industriellen Wandel ermöglichen.
Fördermassnahmen und Innovationsanreize wirken als Starthilfe, werden jedoch im weiteren Verlauf gezielt durch strengere regulatorische Instrumente und den Ausbau des Emissionshandels ergänzt. Standhafte, aber anpassungsfähige Politik bleibt notwendig, um geopolitische Unsicherheiten und technologische Überraschungen aufzufangen.
Flexible Umsetzung, klare Perspektive
Die Studie empfiehlt einen ausgewogenen Ansatz statt radikaler Einzelschritte. Gelingt es der Schweiz, glaubwürdige eigene Initiativen mit konsequenter EU-Koordinierung zu verbinden, sind die Chancen auf Erreichen des Netto-Null-Ziels intakt. Entscheidend bleibt, dass jede Strategie flexibel bleibt. Anpassungsfähigkeit gewinnt an Bedeutung, je schneller sich Weltmärkte und Forschung verändern.
Um Klimaneutralität zu realisieren, braucht es nicht das perfekte Rezept, sondern eine klar definierte Richtung und politisches Durchhaltevermögen. Die entscheidenden Schritte müssen jetzt gesetzt werden. Für eine Schweiz, die in Sachen Klimaschutz und Innovationskraft Europa mitprägt.