Junge Talente gestalten Zukunft mit Verantwortung und Kontext

Der SIA Masterpreis Architektur 2025 zeigt eine neue Generation, die gesellschaftliche, ökologische und kulturelle Fragen nicht nur reflektiert, sondern in konkrete räumliche Strategien übersetzt. Erstmals fand die Preisverleihung in der Südschweiz statt und erstmals wurde die Università della Svizzera italiana ausgezeichnet. Die prämierten Arbeiten demonstrieren einen gestalterischen Anspruch, der bestehende Strukturen weiterdenkt und Architektur als aktive Kraft gesellschaftlicher Entwicklung versteht.

November 2025

Die prämierten Projekte setzen auf Transformation statt Tabula Rasa. Bestehende Orte, Materialien und soziale Strukturen werden nicht ersetzt, sondern weitergebaut und neu kontextualisiert. Dieser Ansatz widerspiegelt einen Wandel im Berufsbild. Analyse, Forschung, Feldstudien und die Auseinandersetzung mit lokalen Realitäten sind integraler Bestandteil des Entwurfsprozesses. Architektur wird als präzise Reaktion auf komplexe Rahmenbedingungen verstanden, mit einem klaren Bewusstsein für gesellschaftliche Verantwortung und Ressourcenschonung.

Neue Standortwahl, neue Perspektiven
Mit der erstmaligen Austragung in der Südschweiz rückten regionale Identitäten und akademische Vielfalt in den Fokus. Gleichzeitig markiert die Auszeichnung eines Projekts der Università della Svizzera italiana einen Meilenstein für die Tessiner Architekturausbildung. Die Jury würdigte 31 Masterarbeiten, bewertet durch ausgewiesene Expertinnen und Experten. Die Entscheidungskriterien spiegelten fachliche Tiefe, räumliche Sensibilität und die Fähigkeit wider, aus komplexen Kontexten gestalterische Klarheit zu entwickeln.

Projekte, die Räume öffnen und Gemeinschaften stärken
Ob Hafengebiet in Basel, kontaminierte Industriezonen in Portugal oder Scheunen in alpinen Gemeinden, die ausgezeichneten Projekte greifen reale Herausforderungen auf und bieten nutzungsnahe, sozial verankerte Lösungen. Sie schaffen Begegnungsorte, stärken lokale Produktionskulturen, denken ländliche Räume neu und experimentieren mit temporären Nutzungen als Stadtstrategie. Bilder, Modelle und Zeichnungen dienen nicht nur als Darstellung, sondern als Forschungsmittel, um Entwurfsprozesse transparent und nachvollziehbar zu machen.

Eine Generation mit Haltung und Weitblick
Alle Arbeiten verbindet ein gemeinsames Ethos, Reparatur statt Ersatz, Kontext statt Icon, Kooperation statt Solitär. Diese Haltung steht für einen Architekturbegriff, der kollektive Zukunftsfähigkeit in den Mittelpunkt stellt. Die Preisverleihung machte deutlich, dass junge Architektinnen und Architekten bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und aktiv an der räumlichen Transformation unserer gebauten Umwelt mitzuwirken. Das Selbstverständnis des Berufs entwickelt sich damit weiter hin zu Moderation, Vermittlung und sozialem Engagement, ohne ästhetische Ambition einzubüssen.

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