Baumeisterverband bleibt zuversichtlich

In der vierten Verhandlungsrunde haben der Schweizerische Baumeisterverband und die Gewerkschaften über den Entwurf des neuen Landesmantelvertrags weiter beraten. Der Dialog verläuft konstruktiv und das Ziel bleibt ambitioniert. Ein moderner, allgemeinverbindlicher LMV soll per 1. Januar 2026 in Kraft treten. Mit klaren Standards, fairem Vollzug und Schutz vor Lohndumping.

Oktober 2025

Der Vertragsentwurf des SBV setzt auf einfache, umsetzbare Regeln. Zentrale Punkte umfassen eine automatische Teuerungsanpassung der Mindestlöhne, die Beibehaltung der Jahresarbeitszeit und neue Freiräume in der Arbeitszeitgestaltung. Vorgesehen sind Gleit- und Langzeitkonten, die Mitarbeitenden mehr Flexibilität für Weiterbildung oder familiäre Verpflichtungen bieten. Auch sollen Betriebsferien und Brückentage frühzeitig kommuniziert werden.

Einen wichtigen Schwerpunkt bildet der arbeitsrechtliche Schutz bei Krankheit und Unfall. Auf Anregung des SBV prüfen die Gewerkschaften eine Anpassung an das Obligationenrecht, um Nachteile durch bisherige Regelungen zu vermeiden. Gleichzeitig sollen Kündigungsfristen älterer Mitarbeitender so ausgestaltet werden, dass eine Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt nicht erschwert wird.

In technischen Punkten streben beide Seiten praxisnahe Lösungen an. Etwa zur Anrechnung von Reisezeiten oder zu Samstagsarbeit bei witterungsbedingten Ausfällen. Der Verband verweist darauf, dass Zuschläge nur in Ausnahmefällen angepasst werden sollen.

Kontroverse Sicht der Gewerkschaften
Während der SBV die Verhandlungen als «gut und konstruktiv» bezeichnet, wächst auf Arbeitnehmerseite der Unmut. Laut Unia und Syna drohen Protestaktionen und Streiks. In einer landesweiten Abstimmung signalisierten rund 90 Prozent der befragten Bauarbeiter ihre Bereitschaft, bei ausbleibender Einigung Arbeitsniederlegungen zu starten. Die Gewerkschaften kritisieren insbesondere längere Tagesarbeitszeiten, tiefere Zuschläge und eine Verschlechterung der Lage älterer Berufsleute.

Der SBV hält dagegen und betont, dass die Jahresarbeitszeit unverändert bleiben und die Mindestlöhne im Bauhauptgewerbe zu den höchsten Europas gehörten. Seit 2019 seien die Löhne um 7,5 Prozent gestiegen und das bei einer Teuerung von 6,5 Prozent. Der neue Vertrag soll laut Verband weder Belastungen erhöhen noch Sicherheiten abbauen, sondern die Wettbewerbsfähigkeit der Branche stärken.

Letzte Runde entscheidet
Die nächste und vorerst letzte Verhandlungsrunde ist für den 28. Oktober angesetzt. Parallel dazu tagen technische Arbeitsgruppen, um strittige Detailfragen vorzubereiten. Beide Seiten betonen öffentlich ihren Verhandlungswillen, doch die Differenzen sind erheblich.

Für die Bauwirtschaft steht viel auf dem Spiel. Der LMV regelt die Arbeitsbedingungen von rund 80’000 Beschäftigten und bildet die Grundlage für Stabilität und Fairness in einer der wichtigsten Branchen der Schweiz.

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