Vertikal gebautes Handwerkerzentrum in Erstfeld

Uri, Mai 2022

In der Gewerbezone der Gemeinde Erstfeld entsteht das Handwerkerzentrum Erstfeld Ha2. Aussergewöhnlich für ein Industriegebäude: Seine Fläche soll vertikal auf verschiedenen Stockwerken gestapelt werden. Das spart Baufläche und macht das Gebäude nachhaltiger.

In der Industrie und im Gewerbesektor werden Firmengebäude traditionellerweise eingeschossig gebaut, um die optimale Logistik zu ermöglichen und die Wege zu verkürzen. Dieser Gedanke hat seinen Ursprung in einer Zeit, in der Land als unendliche Ressource galt und das Auto ins Zentrum der Planung rückte.

Doch Boden ist eine endliche Ressource. Aus Nachhaltigkeitsgründen sollte so wenig Boden wie möglich verbaut und versiegelt werden. Die Industrie muss daher neue Wege finden, um versiegelte Erdgeschossflächen zu minimieren, ohne an Flexibilität zu verlieren.

Einen solchen Weg geht das Handwerkerzentrum Ha2 in Erstfeld. Sein Konzept: Es stapelt die Fläche, die sonst auf einem einzigen Geschoss verteilt wäre, in die Höhe. Das Gebäude besteht aus einem Erdgeschoss und zwei Obergeschossen. Letztere sind über eine für Lieferwagen befahrbare Rampe erschlossen. Sie schliesst über einen Laubengang an jedes Geschoss an. Auch ein Lastenlift ist verfügbar.

Nicht nur bei der Baufläche legt das Handwerkerzentrum Ha2 Wert auf Nachhaltigkeit. Der Bau wurde auf Langlebigkeit ausgelegt, beispielsweise durch hohe Innenräume und die Trennung der Primär-, Sekundär- und Tertiärstrukturen. Letztere soll auch den schlechten CO2-Haushalt des Betons relativieren. Die Gebäudehülle des Handwerkerzentrums besteht aus Holz, der Sonnenschutz wurde konstruktiv erstellt. Je nach Nutzungspartei wird mit Abfall-Holzschnitzeln oder Grundwasser geheizt. Mit einer Schreinerei als Mitnutzerin könnte das Gebäude auch ausschliesslich durch die Verbrennung von Holzschnitzelabfällen beheizt werden.

Das Regenwasser wird in einer Zysterne aufgefangen und wiederverwertet – das spart 40 Prozent des Frischwassers.

Das Handwerkerzentrum Ha2 hat den Anspruch, so simpel und effizient wie möglich geplant und realisiert zu werden. Das Erdgeschoss ist überhöht gebaut und lässt sich in zwei Ebenen unterteilen. Dies sorgt für mehr Flexibilität in der Nutzung.

Das Handwerkerzentrum wird in der Gewerbezone der Gemeinde Erstfeld gebaut, nördlich des Ortskerns, die NEAT- und A2-Anschlüsse in unmittelbarer Nähe. In der Nachbarschaft befinden sich unter anderem eine Fischzucht sowie eine Systemtechnikfirma.

Im Handwerkerzentrum sollen sich kleine, ortsansässige Handwerkerfirmen entwickeln können. Ein wichtiger Punkt ist deshalb auch die Erschwinglichkeit der Flächen.

Einen Teil der Flächen beansprucht ein Unternehmen für eine Sanitärausstellung. Zudem ist im Erdgeschoss ein Takeaway-Stand geplant. Unter den Interessierten sind ausserdem eine ortsansässige Schreinerei, Hanfpflanzenstartups sowie Spengler- und Elektrofirmen.

Das Handwerkerzentrum Ha2 befindet sich aktuell im Status des Vorprojektes. Das Baubewilligungsverfahren soll im Juni 2022 beginnen. Der Bezug des Gebäudes ist auf den Herbst 2023 geplant.

Luftbild Mikrolage: Der Standort des Handwerkerzentrums zeichnet sich aus durch die optimale Anknüpfung an gegebene Verkehrswege.

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