Pflanzliche Dämmstoffe als CO2-Senke?

Juni 2023

Empa-Forschende wollen ein neuartiges Dämmmaterial aus pflanzlichen Rohstoffen der Abfälle entwickeln, WELCHES darin enthaltenes CO2 durch eine spezielle Hitzebehandlung dauerhaft bindet – und somit als CO2-Senke fungiert. Nach dem Rückbau der Gebäude kann diese «Pflanzenkohle» mitsamt dem darin gebundenem CO2 im Ackerbau eingesetzt werden, um die Fruchtbarkeit der Böden zu erhöhen.

Der Gebäudebereich ist verantwortlich für 40% des globalen Energieverbrauchs, 30% der Treibhausgasemissionen und 36% des Abfalls in der EU. Energieeffi­zienzmassnahmen haben Emissionen im Betrieb reduziert. Die Materialherstellung bleibt eine unter­schätzte Quelle. «Graue» Emissionen aus modernen Gebäuden sind vergleichbar mit Betriebsemissionen. Baumaterialien, die CO2 langfristig binden, reduzieren den ökologischen Fussabdruck.

Wie sich CO2 langfristig binden lässt
Die Empa entwi­ckeln neue Dämmstoffe für Gebäude, die CO2 langfristig binden können. Pflanz­liche Abfallprodukte aus der Land- und Forstwirtschaft werden in Dämmma­terialien verarbeitet und bei einer Hit­zebehandlung fixiert. Diese «Pflanzenkohle» bleibt während der Le­bensdauer des Gebäudes gebunden und kann beim Rückbau des Gebäudes direkt in Äcker einge­bracht werden, wo sie die Fruchtbarkeit des Bodens erhöht und stabil bleibt. Im Gegensatz zu anderen Baustoffen, wie Holz oder Zellulosedämmung, die das gespeicherte CO2 bei Verrottung oder thermischer Verwertung freisetzen.

Physiker Wernery von der Empa forscht mit seiner Gruppe und der ZHAW an Dämmstoffen aus Pflanzenkohle. Das Dämmmaterial muss thermisch isolie­ren, brandsicher und für eine spä­tere Verwendung als Dünger geeignet sein. Pflanzenkohledämmung könnte die CO2-Bilanz der Schweiz um gut 1% ver­bessern, indem Dämm­stoffe wie EPS oder Mineralwolle durch Pflanzenkohle ersetzt werden. Das würde jährlich eine halbe Million Tonnen CO2-Äquivalente einsparen, indem Emis­sionen bei der Produktion von konventio­nellen Dämmstoffen vermieden und CO2 in der Pflanzenkohle langfristig gespei­chert wird.

Finanzielle Unterstützung – gleich aus mehreren Quellen
Wernery erhält finanzielle Unterstützung für sein vielversprechendes Konzept von Förderinstitutionen wie der Minerva-Stiftung, dem ETH-Rat und dem Bundesamt für Energie. Der Kli­mafonds vom Stadtwerk Winterthur hat einen Beitrag für die Erarbeitung der Grundlagen geleistet, der aus frei­willigen Beiträgen von Kunden stammt, die zwei Rappen pro Ki­lowattstunde Strom bezogen.

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