Kernaussagen des Research Papers «Nachhaltigkeit im Hypothekargeschäft»

Mai 2023

Im Bestreben, den Schweizer Finanzplatz als einen weltweit führenden Standort für nachhaltige Finanzdienstleistungen zu positionieren, übernimmt der Bundesrat eine subsidiäre Rolle und verfolgt einen marktbasierten Ansatz Das bedeutet, dass die Marktteilnehmer im regulierten Rahmen selbstständig Lösungen entwickeln und Innovationen im Bereich der nachhaltigen Finanzdienstleistungen vorantreiben. Anstatt direkt einzugreifen oder strikte Vorschriften vorzugeben, unterstützt der marktbasierte Ansatz die Selbstregulierung innerhalb der Branche und ermutigt die Akteure, freiwillige Standards und Best Practices zu entwickeln. Um den Nachhaltigkeitskriterien im Speziellen bei der Immobilienfinanzierung Rechnung zu tragen, wurde im Juni 2022 von der SBVg im Rahmen der Selbstregulierung Richtlinien für Anbieter von Hypotheken festgelegt, die ab dem 1. Januar dieses Jahres gelten (Schweizerische Bankiervereinigung, 2022).

Die Bedeutung von Hypotheken zur Erreichung der Klimaziele 2050 

  1. Der Gebäudesektor trägt wesentlich zum Energieverbrauch und CO2-Emissionen bei, daher sind nachhaltige Sanierungen und eine energieeffiziente Gestaltung notwendig, um die Klimaziele bis 2050 zu erreichen. 
  1. Hypotheken sind entscheidend für die energetische Sanierung und Effizienzsteigerung von Gebäuden. Durch die Ausrichtung von Hypothekenbedingungen auf Nachhaltigkeitsziele können Banken und Kreditgeber den Eigentümern Anreize bieten, ihre Immobilien ökologisch aufzuwerten und somit zum Erreichen der Klimaziele beitragen. 
  1. Banken verpflichten sich im Rahmen der Selbstregulierung, in den Bereichen Belehnung, Tragbarkeit, Amortisation und Zins bessere Anreize für mehr Nachhaltigkeit insbesondere bei den privaten Eigentümern zu schaffen. Ein Grossteil der Hypotheken wird nämlich an private Eigentümer vergeben. 

Die Rolle von privaten Eigentümern 

  1. Private Eigentümer sind in Bezug auf Nachhaltigkeit im Vergleich zu institutionellen Eigentümern grundsätzlich schlechter aufgestellt, wobei lange Zeit das Problem auf der Ebene des «Wollens» lag. Durch die gestiegenen Energiepreise und Zinskosten sowie der zunehmenden Regulatorik und des öffentlichen Interesses dürfte die Bereitschaft zugenommen haben. 
  1. Kognitive Barrieren müssen durch umfassende Beratung abgebaut werden, um die Sanierungsrate bei privaten Eigentümern zu erhöhen. Viele Eigentümer sind sich nicht im Klaren, dass sich Nachhaltigkeit finanziell lohnen kann, da sie zu höheren Belegungsraten, Mieteinnahmen, niedrigeren Betriebskosten, höherer Liquidität und geringeren Risikoprämien führen kann, was wiederum den Wert der Immobilie steigert. 
  1. Finanzielle Barrieren müssen abgebaut werden, um die Sanierungsrate bei privaten Eigentümern zu erhöhen. Attraktive Hypothekarkonditionen können sie nach Bereitschaft und Aufklärung letztlich zum Handeln bewegen. 

Angebot von grünen Hypotheken 

  1. Hypothekarfinanzierungen, die nachhaltiges Verhalten finanziell belohnen und fördern, sind bereits vorhanden und in den Produktangeboten vieler Kreditgeber integriert. Eine einheitliche Taxonomie ist zurzeit nicht vorhanden und zur Klassifizierung der Nachhaltigkeit wird auf diverse Zertifikate zurückgegriffen. 
  1. Grüne Hypotheken beinhalten zwar vorteilhafte Konditionen, können aber aufgrund von Ineffizienzen und potenziellem Greenwashing kritisiert werden. Zudem werden Positionen und ökologische Auswirkungen selten nach aussen kommuniziert. 
  1. Kreditgeber, die tatsächlich engagiert sind, können durch die Emission von grünen Anleihen ihre Kreditvergabe von grünen Hypotheken finanzieren und dadurch effizienter und transparenter sein. Damit steigern sie auch ihre Wettbewerbsfähigkeit und erhöhen ihre Glaubwürdigkeit. 

Was ist als privater Eigentümer zu erwarten? 

  1. Eigentümer sollten sich bewusst sein, dass grüne Praktiken den Immobilienwert auf verschiedenen Wegen steigern können, während bei weniger nachhaltigen Gebäuden die Gefahr besteht, dass sie durch zukünftige regulatorische Massnahmen und Marktveränderungen zu „Stranded Assets“ werden. 
  1. Zukünftig können eine verbesserte Datenbasis und genauere Instrumente eine präzisere Erfassung des CO2-Ausstosses und der Grauen Energie von Immobilien ermöglichen, was zu einer effizienteren und symmetrischen Bepreisung bei der Kreditvergabe führen würde. Dadurch könnten grüne Immobilien zu günstigeren Konditionen finanziert werden, während nicht-grüne Immobilien möglicherweise weniger vorteilhafte Konditionen erhalten. 

Detailliertere Infos unter www.avobis.ch/wp-content/uploads/esg-im-hypothekargeschaeft_final.pdf

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