Andreas Zettel: «Das neue Raumplanungsgesetz erfordert ein aktives Management der Entwicklungsschwerpunkte»

Luzern, März 2020

Mit der Bezeichnung von Entwicklungsschwerpunkten (ESP) im kantonalen Richtplan wurden Standorte festgelegt, an deren Förderung und Promotion der Kanton ein vorrangiges wirtschaftliches Interesse hat. Ein Gespräch mit Andreas Zettel, Vizedirektor und Leiter Unternehmensentwicklung der Wirtschaftsförderung Luzern, über den Stand dieser Entwicklungen.

Herr Zettel, der Kanton Luzern, alle Luzerner Gemeinden sowie Netzwerkpartner aus Wirtschaft und Industrie engagieren sich finanziell und ideell für einen wachsenden Wirtschafts- und Wohnstandort Luzern. Wie beurteilen Sie deren Erfolg?
Wenn wir auf die letzten Jahre zurückblicken, beobachten wir eine dynamische Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Luzern. In den Jahren 2012 bis 2017 ist die Anzahl Unternehmen und Arbeitsplätze im schweizweiten Vergleich überdurchschnittlich gewachsen. Im erwähnten Zeitraum sind kantonsweit über 2 000 Unternehmen und über 15 000 Arbeitsplätze entstanden. Das ist ein nationaler Spitzenwert. Die gemeinsamen Anstrengungen haben sich also gelohnt. Auch letztes Jahr hat der Firmenbestand wiederum um über drei Prozent zugenommen.

Was macht den Kanton Luzern denn besonders attraktiv?
Ich würde die attraktive Kombination verschiedener Standortfaktoren in den Vordergrund rücken. Sie macht letztlich die Standortqualität aus. Nebst den stimmigen harten Faktoren wie tiefe Steuern, Verfügbarkeit von Arbeitskräften oder die gute Erreichbarkeit, ist der Kanton Luzern auch landschaftlich reizvoll und kulturell spannend. Jährlich besuchen viele Touristen die Region Luzern. Von den touristi-
schen Angeboten profitiert direkt auch die lokale Bevölkerung.

Zurück zu den harten Fakten. Gibt es noch Flächen, welche für Firmenansiedlungen und Unternehmensentwicklungen zur Verfügung stehen?
In der Tat hat sich der Markt in den letzten Jahren stark verändert. Die Verfügbarkeit von Baulandgrundstücken und entwickelten Arbeitsflächen ist eine zentrale Herausforderung der Zukunft. Das neue Raumplanungsgesetz gibt enge Grenzen vor. So sind Einzonungen nur noch unter bestimmten Bedingungen möglich. Folglich liegt der Fokus zukünftig klar in der Entwicklung nach Innen und auf die bessere Ausnützung von Flächen. Das betrifft in hohem Ausmass auch die Unternehmen, insbesondere das lokale KMU-Gewerbe. Namentlich die Immobilienwirtschaft ist gefordert, neue, attraktive und bezahlbare Angebote zu schaffen für diese Betriebe.

Wo sehen Sie örtlich die Möglichkeiten für Neuansiedlungen?
In den neuen Stadtzentren LuzernSüd und LuzernNord sind attraktive neue Flächen am entstehen. Im Zentrum der Stadt Luzern ist die Entwicklung räumlich limitiert, das heisst, hier erfolgt die Entwicklung im Rahmen von Arealentwicklungen, welche die letzten Baulücken füllen und sich in die bestehende Stadt eingliedern müssen. Aus regionaler Optik bedeutet dies, dass sich die Stadt Luzern als funktionaler Raum ausdehnt und neue, attraktive Stadtzentren in den umliegenden Gemeinden entstehen, welche hervorragend erschlossen sind und eine neue urbane Qualität bieten können. Persönlich sorge ich mich etwas um die reinen Arbeitszonen, diese wurden im Zuge der Innenentwicklung häufig einer anderen Nutzung zugeführt, ohne dass Ersatz entstanden ist. Diese Flächen fehlen dann dem Gewerbe.

Also sind diese Flächen ein knappes Gut?
Nun, dieser Eindruck kann tatsächlich entstehen. Bei genauerem Hinsehen fällt aber auf, dass es im Kanton Luzern noch eine beträchtliche Anzahl von Grundstücken gibt, welche eingezont, aber noch nicht entwickelt sind. Hier ist die Frage, ob die Grundeigentümer überhaupt entwickeln möchten. Wir stellen eine gewisse Tendenz zur Baulandhortung fest, was klar nicht in unserem Sinne ist. Manchmal fehlt es aber nicht nur am Willen, sondern auch einfach am Wissen, wie man diese Flächen entwickeln könnte. Vor allem die Filetstücke müssen sehr clever und nachhaltig entwickelt werden, damit auch die nächste Generation maximal davon profitieren kann.

Wie sieht die Entwicklungsstrategie im Kanton Luzern aus?
Im aktuellen Richtplan wurden zwölf sogenannte kantonale Entwicklungsschwerpunkte (kurz ESP) definiert. Dabei handelt es sich um grossflächige Arbeitsplatzgebiete an gut erschlossenen Standorten. Dabei wird eine eine qualitative Entwicklung angestrebt, wobei insbesondere auch die Abstimmung von Siedlung und Verkehr eine wichtige Rolle spielt. Die ESP sind ein zentrales Element der Luzerner Standortpolitik und ein wichtiges Instrument der gemeinsamen Wirtschaftsförderung von Kanton und Gemeinden.

Wo befinden sich diese Entwicklungsschwerpunkte?
Sie orientieren sich aufgrund der wirtschaftlichen Potenziale an den Hauptverkehrsachsen des Kantons Luzern. Hauptsächlich befinden sie sich an gut erschlossenen Lagen, welche verkehrstechnisch gut liegen, mit dem Auto, aber auch mit dem ÖV.

Wie ist der Stand dieser Entwicklungsschwerpunkte?
Sehr unterschiedlich. Während etwa in der Stadtregion Luzern die bereits erwähnten Gebiete LuzernSüd und LuzernNord relativ weit fortgeschritten und bereits in der Umsetzung sind, besteht beispielsweise in den beiden Regionalzentren Hochdorf oder Willisau ein erhebliches Nachholpotenzial. Diese Gebiete sind es, welche in den nächsten Jahren vermehrt in den Fokus von Investoren und Entwicklern rücken werden.

Wo kann man sich über die einzelnen Entwicklungsschwerpunkte informieren?
Investoren und interessierte Unternehmen können sich bei uns melden, denn wir haben eine gute Übersicht über den Stand dieser Gebiete und kennen sämtliche Ansprechpartner. Zentral für die Entwicklung dieser ESP sind nebst den Standortgemeinden auch die vier regionalen Entwicklungsträger im Kanton Luzern. Das heisst LuzernPlus, Sursee-Mittelland, Region Luzern West und Idee Seetal. Das positive Zusammenspiel von Staat und Wirtschaft ist ein Kernelement unserer gemeinsamen Wirtschaftspolitik. Dieses wollen wir weiter verbessern. ■

Die Wirtschaftsförderung Luzern

Die Wirtschaftsförderung Luzern engagiert sich für einen wachsenden Wirtschaftsstandort Luzern. Als «One-Stop-Shop» ist die Wirtschaftsförderung Luzern der Dreh- und Angelpunkt sämtlicher Kontakte und Ursprungsort von Innovationen und Projekten. Zu den Aufgaben gehören die Bereiche Promotion, Ansiedlung, Unternehmensentwicklung und Neuunternehmerförderung sowie der Ausbau und die Pflege des Netzwerks mit Kanton, Gemeinden, Wirtschaft und Organisationen.

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