Regionale 2025 – Projekte für die Vielfalt

Oktober 2020

Das Limmattal wächst und wird immer dichter. Städte wie Schlieren oder Dietikon werden immer urbaner. Die Limmattalbahn steht exemplarisch für diese Entwicklung und wird auch noch weitere Schübe auslösen. Neuzugezogene und Alteingesessene rücken näher zusammen und diskutieren gemeinsam über die zukünftige Entwicklung.

Das Limmattal – ein vielfältiges, zusammenhängendes Mosaik
Trotz urbaner Schübe ist die Entwicklung und auch die Ausgangslage nicht überall gleich. So befinden sich beispielsweise Spreitenbach und Neuenhof im Umbruch von der prägenden 70er-Jahre-Moderne zu urbaneren Orten, jedoch ist die Dynamik z.B. mit Schlieren bis jetzt nicht vergleichbar. Auch Wettingen diskutiert über die Verdichtung, und der Begriff der Gartenstadt, der bisher so prägend war, wird hinterfragt.

Ganz anders sieht es auf der rechten Limmatseite aus. Die Gemeinden mit ihren grossen Einfamilienhausgebieten schauen staunend auf die andere Talseite und beobachten die Entwicklung aus der Distanz. Sie sind weiterhin Dörfer und wollen das auch bleiben. Diese Heterogenität des Limmattals, die als Schwierigkeit gedeutet werden kann, ist jedoch vor allem seine Stärke. Zudem besteht mit der prägenden Landschaft ein Kit, der diese Puzzlesteine zusammenhält. Allen voran die Limmat als Namensgeber und Identitätsträger, als vereinende Naturkraft, die sich durch das Tal schlängelt. Aber auch «Zwischenräume», wie beispielsweise die Landschaftskorridore Sulperg-Rüsler oder Hüttikerberg-Sandbühl, bekommen immer mehr Bedeutung und entwickeln sich zur Parklandschaft.

«Stadt» ist als Leitbegriff für dieses vielfältige Gewebe nur bedingt tauglich und wird den Unterschieden der Orte und der Rolle der Landschaft als Gerüst des Ganzen nicht gerecht. Fachleute sprechen deswegen mehr von «Stadtlandschaften», um diesem Phänomen gerecht zu werden. Deswegen sind Blockrand, Platz und Boulevard als bewährte Stadtelemente nicht immer unbedingt das Allerheilmittel. Dabei wird oftmals nicht bedacht, dass dies nicht den vielschichtigen gesellschaftlichen, ökonomischen und räumlichen Strukturen des Limmattals entspricht. Die Umsetzung dieser Idee ist beispielsweise im Limmatfeld zu besichtigen, wo die neuen Strukturen bis jetzt eine Insel im Kontext der Umgebung darstellen und auch noch nicht das gewünschte belebte Zentrum jenseits der Bahn ausbilden konnte.

Diese neuen Stadtbausteine sind durchaus ein guter Beitrag zur Diskussion um die Zukunft des Limmattals, gehen je-doch an vielen Realitäten des bestehenden Limmattals und auch den Befindlichkeiten der Bevölkerung vorbei. Die Ausgangslage im Limmattal ist zu vielschichtig, um nur einen Ansatz zu verfolgen. Industriebrachen wie das Rietbach-Areal in Schlieren oder das Limmatfeld für konsistente neue Stadtbausteine stehen praktisch nicht mehr zur Verfügung. Alles was jetzt im Zuge der Verdichtung dazukommt, muss sich mit dem Bestehenden auseinandersetzen. Das Weiterbauen des Shoppi Tivoli in Spreitenbach verlangt andere Strategien als die Verdichtung von Wettingen oder Neuenhof. Und die Strategien für die Weiterentwicklung der Dörfer rechts der Limmat verlangen nochmals ganz andere Rezepte.

Grenzen überwinden – räumlich und thematisch
Interessant wird das Ganze in der Verknüpfung von unterschiedlichen Strategien für die langfristige Weiterentwicklung des Limmattals. In der Längsrichtung stellt die Limmattalbahn die lineare Verbindung mit hochverdichteten Knotenpunkten entlang der Haltestellen her. Spannend ist auch, wenn die Querverbindungen betrachtet werden. Bisher kaum ausgebildet, haben sie das Potenzial, ganz neue Schwerelinien zu bilden: Sowohl im bebauten Raum als auch in der Landschaft. Die Achsen wie Schlieren-Unterengstringen oder Dietikon-Fahrweid-Geroldswil bergen ebenso wie die Landschaftskorridore eine Chance, die Unterschiedlichkeiten räumlich und gesellschaftlich zu verbinden und ein neues Zusammenspiel über die Längsbarrieren hinweg zu ermöglichen.

Dies ist auch innerhalb der Orte und Städte selber von grosser Bedeutung. Exemplarisch hierfür stehen verschiedene, unbedingt weiter zu verfolgende Planungen und Konzepte: Schlieren möchte die rasant entstandenen neuen Stadtteile beiderseits der Bahn mit den bestehenden Stadtteilen und dem Dorfkern verknüpfen. In Dietikon besteht die Idee einer Verbindung Silbern-Niederfeld. Spreitenbach möchte die Zentrumsachse bis zur Limmat verlängern, und Neuenhof entwickelt sich quer zur Hauptachse zu «Neuenhof am See». Hierzu braucht es jeweils neue Verbindungen und Brücken über die Bahn, die Limmat oder über Strassen. Dies sind nicht nur räumliche Verbindungen, sondern bringen auch Alteingesessene und Neuzuzüger näher zueinander.

Wachstum und Wandel betreffen deswegen nicht nur die Bereiche Bauen und Mobilität, sondern alle Lebensbereiche der Bevölkerung: Der über die Grenzen hinweg gelebte Alltag spiegelt sich bereits heute sowohl im Arbeits-, Wohn- und Freizeitverhalten, als auch im Mobilitäts- und Konsumverhalten wider. Was mit einem Besuch im Shoppi Tivoli in Spreitenbach in den 1970er-Jahren begann, wird sich mit dem Bau der Limmattalbahn verstärken und noch weitere Investitionen nach sich ziehen. Die Kantone Zürich und Aargau haben sich deshalb gemeinsam mit 16 Städten und Gemeinden im Limmattal entschieden, die Entwicklung aktiv und grenzüberschreitend unter Einsatz eines neuen Formates zu gestalten. Hierfür haben sie im Jahr 2015 einen Verein gegründet, die «Regionale Projektschau Limmattal».

Zur Bewältigung der Herausforderungen und auch, um die «Wachstumsschmerzen» im Limmattal zu lindern, verfolgt die Regionale 2025 einen thematisch breiten Ansatz, der neben den klassischen Raumplanungsthemen auch die Bereiche Kultur und Gesellschaft umfasst. ■

Regionale Projektschau 2025

Projekte statt Pläne

Die Regionale vefolgt den Weg, einzelne Projekte zu fördern, anstatt Pläne voranzutreiben. Quasi «Bottum-up» statt «Top-down» werden innovative und zukunftsfähige Projekte gefördert, die einen direkten Einfluss auf die Lebensraumqualität der Limmattalerinnen und Limmattaler haben. Die Projekte müssen strengen Auswahlkriterien genügen und werden von einem Auswahlgremium beurteilt. Zudem müssen sich diese Einzelprojekte in einen grösseren Zusammenhang einfügen und damit einem der drei definierten Entwicklungsfelder dienen. 

Die Regionale 2025 arbeitet am Lebensraum Limmattal im Spannungsfeld zwischen Stadt, Dorf und Landschaft. Sie will damit wichtige Fragen der Identität, der Wahrnehmung und der zukünftigen Gestaltung des geografisch und funktional zusammenhängenden Raums thematisieren. Nach der ersten Zwischenschau im Jahr 2019 und einer zweiten Zwischenschau im Jahr 2022 definiert die finale Projektschau im Jahr 2025 den Höhepunkt der Regionale, wobei allen nominierten Projekten nochmals eine Plattform geboten wird, um eine langfristige Umsetzung zu ermöglichen und dem Limmattal so zu einer selbstbestimmten Identität zu verhelfen.

www.regionale2025.ch

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