ESG-Transparenz von Schweizer Immobilienfonds: Es muss noch besser werden
Anleger und Investorinnen setzen immer häufiger auf Nachhaltigkeit. Auch Immobilienfonds sind davon direkt betroffen. Doch: Nicht überall, wo Nachhaltigkeit draufsteht, ist auch Nachhaltigkeit drin! Das auf Immobilien spezialisierte Beratungsunternehmen pom+Consulting AG hat die Jahresberichte von 40 an der Schweizer Börse kotierten Immobilienfonds auf ESG-Nachhaltigkeitsmerkmale hin untersucht Ein wichtiges Resultat: punkto Transparenz sind zwar deutliche Fortschritte erkennbar, das Optimierungspotenzial ist aber noch gross.
Die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeit bei Investorinnen und Anleger spiegelt sich in den Jahresberichten der untersuchten Fonds: während 2020 13 % der Befragten das Nachhaltigkeitsthema nicht aufgriffen haben, war es ein Jahr später in sämtlichen Publikationen enthalten. Drei Viertel der Berichte weisen sogar einen ausführlichen oder gar separaten Nachhaltigkeitsteil aus.
Im Zentrum steht die Umwelt
Die vier Hauptdimensionen der Nachhaltigkeit Umwelt, Gesellschaft, Governance und Wirtschaft werden in über 75 % der Jahresberichte alle genannt. Der Umwelt kommt dabei mit 90% die bei weitem höchste Bedeutung zu, gefolgt vom Aspekt Governance. Die Bereiche Gesellschaft und Wirtschaft werden in 23% der Berichte nicht behandelt.
Berichterstattung anhand unterschiedlicher Reportingstandards
Bei der Darstellung der Nachhaltigkeitsaktivitäten der Immobilienfonds kommen verschiedene Reportingrichtlinien zur Anwendung. Die Hälfte der untersuchten Fonds nutzt den Standard des Global Real Estate Sustainability Benchmarks (GRESB). Acht Immobilienanlagegefässe berichten gemäss den Vorgaben der Global Reporting Initiative (GRI), drei weitere halten sich an die Vorgaben des Swiss Sustainable Real Estate Index (SSREI).
Gefahr von Greenwashing
Die Kennzahl “Abdeckungsgrad” gibt an, auf welchen Flächenanteil des Immobilienportfolios sich die ausgewiesene Nachhaltigkeits-Performance bezieht. Diese Kennzahl ist wichtig, da sie die Gefahr von Greenwashing reduziert. Aktuell weisen nur rund 25 % der Jahresberichte eine quantitative Angabe zum Abdeckungsgrad aus. Dabei stehen wiederum Umweltkennzahlen im Vordergrund. 3 % der Fonds machen ausschliesslich qualitative Angaben, bei den restlichen 72 % fehlen Angaben zum Abdeckungsgrad zur Gänze.
Nachhaltigkeitsberichterstattung, so eine wichtige Erkenntnis, ist heute weitgehend Umweltberichterstattung: Dr. Joachim Baldegger, Studienleiter und Head of Service Unit Future Lab bei pom+ dazu: «Noch stehen CO2-Emissionen, Energieverbrauch und Netto-Null ganz oben auf der Zutatenliste für attraktive Immobilienanlagengefässe. Gesellschaftliche und wirtschaftliche Aspekte spielen noch eine untergeordnete Rolle, bergen aber ein grosses Potenzial, einen Wettbewerbsvorsprung zu erreichen.»