EPFL schlägt CO2-Mineralisierung direkt in Industrieprozessen vor

Sitten VS, August 2023

Ein Labor der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) hat eine übergreifende Lösung zur Erreichung von Netto Null und Negativemissionen erarbeitet. In der Produktion von Zement und Stahl sowie in der Kehrichtverbrennung soll CO2 vor Ort abgeschieden und mineralisiert werden.

EPFL-Ingenieurinnen und -Ingenieure des Labors für industrielle Prozess- und Energiesystemtechnik in Sitten schlagen die Zusammenführung bisher getrennter industrieller Prozesse in einem System vor, um die CO2-Emissionen in Schlüsselsektoren erheblich zu senken. Dafür zeigen sie das Potenzial zur Erreichung von Netto Null und Negativemissionen durch die Abscheidung und Mineralisierung von Kohlenstoff direkt vor Ort auf. Für ihre nun veröffentlichte Studie konzentrierten sie sich auf die Sektoren Zementproduktion, Stahlherstellung und Kehrichtverbrennung.

In dieser Studie wird eine Lösung vorgestellt, bei der die CO2-Abscheidung und -Mineralisierung in den Produktionsprozess selbst integriert wird. Die daraus entstehenden Karbonate können laut einer Mitteilung der EPFL sicher gelagert oder als Baumaterial verwendet werden. Nebenprodukte der Mineralisierung können in die Zementmischung integriert werden.

„Netto-Null kann nicht allein durch den Ersatz fossiler Brennstoffe durch erneuerbare Energien erreicht werden“, erläutert Professor und Laborleiter François Marechal. „In dieser Studie zeigen wir, wie wichtig es ist, einen prozessintegrierten Ansatz zu verfolgen, um die Kosten für die CO2-Abscheidung und -Speicherung zu senken.“ Dass diese Studie auch das Potenzial für netto-negative Emissionen aufgezeigt hat, hält Sarah Holmes von der Royal Society of Chemistry für entscheidend.

Die Studie zeigt, dass diese Art der Speicherung von CO2 zu Kosten von bis zu 85 Euro pro Tonne CO2 möglich ist. Sie rechnet auch vor, dass diese Lösung auf dem europäischen Kontinent jährlich zu einer Verringerung von 860 Millionen Tonnen CO2 führen würde. Die Einsparungen im Vergleich zu den sozialen Kosten der Untätigkeit lägen pro Jahr bei 107 Milliarden Euro.

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